Der Geschäftsmann

Es schneit noch nicht, Kaltgeruch steigt in die Nase. Es wird frieren. Die Kälte macht die Autoabgase sichtbar, ich biege um die Ecke. Bald würden die Schaufenster beschlagen, wären sie nicht von versteckten Heizungen gewärmt. Die Menschen gehen wie in allen Geschichten ihren Geschäften nach. Sie gehen ihnen nach. Die Geschäfte warten in Häusern. Kaum sind die Menschen angekommen, gehen die Geschäfte in ein anderes Haus. Nur so ist erklärbar, warum so viele Menschen so beharrlich auf den Straßen unterwegs sind, in Geschäftshäusern verschwinden und wieder hervorkommen. Sie müssen ihren Geschäften nachgehen. Der Zwang geht offensichtlich von den Geschäften aus. Was aber macht ein Mensch wie ich, der kein Geschäft zum nachgehen hat, auf der Straße? Er fällt auf, denn er bewegt sich nicht zielstrebig.
Ich blicke in Schaufenster. Meine Augen streifen gelangweilt über die Flacons im Fenster eines Parfümladens. Ich habe nicht vor in diesem Haus nach einem Geschäft zu sehen. Vielleicht hätte ich Lust, dort ein ganz bestimmtes Geschäft zu verrichten, aber bestimmt nicht vor all den Leuten. Die Menschen verlassen das Parfümgeschäft mit verdrehten, verklärt an den Himmel gewendeten Augen. Mit Mänteln und Haaren befördern sie dabei orientalisch bis verwegen riechende Düfte auf die Straße.
Meine Augenmuskeln versagen an dieser Luft. Fast stürze ich unter einen Kleinlaster, wanke erschreckt zurück, gerate gleich darauf mit meiner rechten Fußspitze in einen Rinnsteingulli und schlage mit dem Gesicht auf die Bordsteinkante. Leicht benommen rapple ich mich hoch. Niemand scheint den Sturz bemerkt zu haben. Um wieder zu Kräften zu kommen, schleppe ich mich in die nächste Metzgerei und verlange eine Semmel mit warmem Leberkäse. Eine Spezialität die ich sehr liebe. Als die Metzgerin sich umdreht, um eine Scheibe von einem der vielen, großen Leberkäslaibe abzuschneiden, tropft Blut aus meinen Augen auf die Glastheke, hinter welcher, appettitlich drapiert, aufgeschnitte Wurst- und Schinkenwaren liegen. Schnell wische ich das Blut mit einem Taschentuch ab. Ich nehme dankbar die duftende Mahlzeit entgegen und zahle. Die Metzgerin ist mit dem Zählen der Münzen so beschäftigt, dass sie mich gar nicht sieht, und so auch mein blutendes Gesicht von ihr unbemerkt bleibt. Geschwind biege ich in eine kleine, ungeschäftige Gasse und beisse zielstrebig in meine Semmel: morgen werde ich meinem Geschäft in den Parfümladen folgen. Zum Glück werde ich, was dort passieren wird, nicht mit ansehen müssen.